Künstliche Intelligenz wird heutzutage häufig als Bedrohung dargestellt. Sie werde unsere Arbeitsplätze wegnehmen und dann auch noch eigenes Bewusstsein entwickeln. Dieser Beitrag wird die Leser beruhigen, denn (leider) ist Künstlicher Intelligenz bislang nicht besonders intelligent. Auch die angeblich bald kommende Singularität ist desewegen weit hergeholt.

James Altucher, der in seinem bisherigen Leben Informatiker war, hat auf Facebook einen sehr guten Artikel veröffentlicht, indem er sehr prägnant erklärt, was Künstliche Intelligenz eigentlich ist – und was nicht. Sein Artikel erklärt sehr gut, dass KI eben nicht besonders intelligent ist.

Mein heutiger Beitrag ist eine Paraphrasierung des Beitrags von Altucher mit zusätzlichen Erklärungen und Bemerkungen.

Was ist Künstliche Intelligenz?

 

1. KI ist vom Prinzip einfach nur Statistik

Alle KI-Programme basieren auf statistischen Berechnungen. Ich habe über diese Berechnungen bereits im Beitrag über die Algorithmen geschrieben.

Zum Beispiel:

Wir wollen unsere Wohnung in Richtung Arbeit verlassen und gucken aus dem Fenster. Plötzlich sehen wir auf der Straße viele Leute mit Regenschirmen. Unser Gehirn erhöht dann die Wahrscheinlichkeit, dass es heute regnen wird. Wir nehmen dann beim Verlassen unserer Wohnung auch einen Regenschirm mit.

Jetzt folgt ein Beispiel, wie so eine Abschätzung im Fall der KI aussieht:

Alexa von Amazon hört tausendmal die Menschen das Wort „Hallo“ und „Feuer“ sagen, dann speichert das System, die durch die Stimmen erzeugten Wellen, in einer Datenbank. Jetzt, wenn die 1001-ste Person das Wort „Hallo“ sagt, wird die Alexa auf der Basis dieser Datenbank berechnen, dass es sich um das Wort „Hallo“ und nicht „Feuer“ handelt.

Nachfolgend hat Alexa in ihrem Programm festgeschrieben: „Wenn ein User „Hallo“ sagt, antworte „Hallo““ usw.

(Dieses Beispiel stammt aus dem James Altucher Beitrag auf Facebook; er hat es in diesem Beitrag noch genauer erklärt, deswegen empfehle ich zusätzlich diesen Beitrag zu lesen.)

2. KI ist Statistik + Bewertungsfunktion

Dies ist ein wenig komplizierter zu erklären.

Computer benutzen Bewertungsfunktionen um Entscheidungen zu treffen.

Altucher erklärt es am Beispiel von selbstfahrenden Autos. So ein Auto benutzt zum einen GPS, zum anderen vorinstallierte Sensoren, um sich in der Gegend zu orientieren. Die Sensoren übertragen diverse Werte an den Rechner, der dann statistische Wahrscheinlichkeitsberechnungen durchführt um zu ermitteln, was für Gegenstände das Auto auf dem Weg antrifft.

Der Autocomputer trifft dann Entscheidungen auf der Basis der vorprogrammierten Bewertungsfunktion, wie sich das Auto in einer bestimmten Situation zu verhalten hat: sieht das Auto einen Menschen auf der Straße, soll es bremsen usw.

In jeder Situation legt der Rechner im Auto die Optionen für die Entscheidungen fest, danach benutzt er die vorprogrammierte Bewertungsfunktion, um die optimale Entscheidung zu treffen.

Eigentlich wird es erst hier wirklich spannend – wie soll eine solche Bewertungsfunktion aussehen, wenn das Auto berechnet, dass ein Unfall unausweichlich ist, und nur noch die Wahl besteht, eine Mutter mit Kinderwagen umzufahren, oder eine älteres Paar am Krückstock. Diese Entscheidung wird getroffen werden müssen, wenn wir einen automatisierten, auf KI basierenden Autoverkehr wollen. Diese Entscheidung wird aber von Menschen vorgegeben werden. Das ethische Dilemma wirft natürlich Grundlagenfragen auf, und stellt auch in Frage, was eigentlich nicht in Frage zu stellen ist, den gleichen Wert jedes Lebens.

3. KI ist Statistik + Bewertungsfunktion + Entscheidungsbaum

Altucher erklärt es am Beispiel von Schach:

Ein Spieler spielt Schach, dabei überlegt er/sie: „wenn ich A mache, wird es B oder C als Konsequenz haben.“ Dann kann mein Gegner/Gegnerin Spielzug D, E oder F machen usw.

Der Computer macht es ähnlich, nur der Computer (aufgrund seiner großen Rechenkapazität) berechnet eben alle Spielzüge mit ihren Konsequenzen. Und dann trifft er konkrete Entscheidung auf der Basis der Bewertungsfunktion.

Praxis

Altucher gibt noch ein paar spannende (und weniger spannende) Praxisbeispiele, wie die KI arbeitet.

Ein Beispiel ist die Entscheidung einer Bank einen Kredit zu vergeben. Die Bank hat bereits eine Datenbank, wo sie potentiell erfassen kann, wer Kredite rechtzeitig zurückzahlt und wer nicht. Diese Menschen werden nach verschiedenen Indikatioren wie Geschlecht, Alter, Beruf usw. sortiert.

Auf dieser Basis berechnet dann der Computer die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung eines Kredites bei jedem neuen Kunden und kann dann selbst die Entscheidung über die Kreditvergabe treffen. Mitarbeiter braucht man dafür keine.

Das ist vom Prinzip alles, wenn es um die KI im Groben geht. Mit „Selbstbewustsein“, „Transzendenz“ und Ähnlichem hat es herzlich wenig zu tun. Wir können also alle ruhig schlafen. Die Roboter werden sich wohl in der kommenden Zeit nicht verselbständigen ?