Interessantes aus der Datenwelt

Der „The winner takes all“ – Effekt oder wieso du keine YouTuberin werden solltest

„The winner takes it all
The loser has to fall
It’s simple and it’s plain
Why should I complain?“

sang Abba in den 80ern und beschrieb damit (vermutlich unbewusst) ein Problem, welches unsere Zeiten besonders plagt – den „the winner takes all“-Effekt.

Es gibt Bereiche in unserem Leben, die von sogenannten Skalen-Effekten dominiert werden. Vom Prinzip bedeutet das, dass es in einem Bereich viele kleinere Fische und einen Riesenfisch im Teich gibt. Leider bedeutet es aber auch meistens, dass die kleinen Fische nur sehr wenig bis gar nichts verdienen, wogegen der große Fisch sehr sehr viel.

Gleiche Verteilung vs ungleiche Verteilung

Der „The winner takes all“-Effekt. beschreibt eine Situation, in der der Gewinner eines Wettbewerbs alle Belohnungen und Vorteile erhält, während die Verlierer leer ausgehen. Statistisch betrachtet zeigt sich dieser Effekt durch eine ungleiche Verteilung von Ressourcen oder Erfolgen in einer Population. Beispiele dafür finden sich in der Einkommensverteilung, wo eine kleine Gruppe einen Großteil des Gesamteinkommens erhält, sowie in der Musik- und Sportindustrie, wo nur wenige Superstars einen Großteil der Einnahmen generieren.

Grafisch dargestellt kann dieser Effekt wie folgt ausschauen:

Die vielen kleinen Punkte repräsentieren die kleineren Fische. Der große Fisch, der Gewinner, ist durch den großen blauen Punkt abgebildet.

Solche Verteilungen entstehen sehr oft in Bereichen, wo Viralität und Skaleneffekte möglich sind, wie eben: Social Media. Ein virales Reel oder Tweet kann uns sehr viele Follower bringen, die es dann immer weiter teilen. Eine Art Schneeball-Effekt. Solche Effekte können einige wenige Personen sehr erfolgreich machen. Allerdings eben nur einige. Die große Mehrheit der User geht dabei leer aus. Am besten sieht man es auch in Hollywood: viele Schauspielerinnen arbeiten als Kellnerinnen. Klar kann man ein großer Star werden aber das werden eben nur die wenigsten.

Deswegen:

Augen auf bei der Berufswahl!

Es gibt Berufe, die von diesem Effekt stärker betroffen sind. In diesen Berufen können wenige sehr viel Geld verdienen, allerings gehen die meisten leer oder mit nur geringen Einkünften aus. Einige Berufe, die mir dazu einfallen, sind:

  • Schauspielerin
  • Influencer
  • Top Model
  • Sportlerin
  • Schriftsteller
  • Künstler

Leider kann es nur ein Top Model geben ;)

Zur Wahrheit gehört, dass die meisten Models wenig bis gar kein Geld verdienen. Es werden aber in den Medien oft nur die erfolgreichen Models präsentiert. So entsteht der Eindruck, dass alle Models reich sind bzw. dass Geld verdienen in diesem Bereich leicht ist.

Alle diese Berufe sind einem Lotterieticket ähnlich: man kann reich und berühmt werden, aber die meisten gehen leer aus. „The winner takes it all“ halt.

Handwerkerin: die bessere Alternative

Berufe wie Handwerker oder Zahnärztin sind deswegen oft die bessere Alternative, denn sie werden nicht von solchen Skaleneffekten beherrscht. In diesen Berufen herrscht die Normalverteilung von Einkommen. Dies bedeutet, dass es Ausreißer im Einkommensbereich nicht gibt. Man kann zwar gut verdienen aber man wird eher kein Multimillionär. Dafür gibt es aber auch keine Abweichungen in die andere Richtung: im Gegensatz zu einer Schauspielerin wird eine Zahnärztin immer Geld verdienen und nicht mittellos bleiben. Der Gehalt eines Bäckers ist von der Anzahl der verkauften Brötchen abhängig. Er wird also eher selten Milliarden an Brötchen verkaufen und so viel wie Scarlett Johanson verdienen. Die Zahl der Brötchen, die er verkaufen kann, ist physisch begrenzt und somit nicht so stark von Skaleneffekten betroffen.

In diesen Bereich passen alle Berufe, die durch eine Glockenkurve abgebildet werden können also vom Prinzip alle, die nicht so stark von Skaleneffekten betroffen sind. In diesen Berufen wird man kann keine Millionen als Top Model verdienen, man wird aber auch selten gar nichts verdienen.

Zusammenfassung: Verstärkung der Skaleneffekte

Mit der zunehmenden Globalisierung und Digitalisierung weitet sich der „the winner takes all“-Effekt auch auf andere Berufe aus. Zum Beispiel, dank remote-Option, können Programmierer aus verschiedenen Ländern eingestellt werden. Dadurch sind Skaleneffekte auch in diesem Beruf möglich. Eine gute Programmiererin kann weltweit stark nachgefragt werden und sehr viele Aufträge bekommen und entsprechend hohe Preise verlangen. Dies wäre nicht möglich, wenn die Aufträge nur lokal vergeben würden.

Es stellt sich auch die Frage, ob der Effekt zuträglich für das Funktionieren unserer Gesellschaft ist. Mit der Ausweitung von Skaleneffekten werden wir als Gesellschaft über Abmilderung dieses Effektes sprechen müssen.

Aleksandra Klofat

Dr. Aleksandra Klofat, Data Scientist und promovierte Volkswirtin. Ich helfe Unternehmen und Privatpersonen bei Fragestellungen rund um Datenanalyse und Data Science.

Recent Posts

Conversion Optimierung durch Google Analytics Daten

Eine erfolgreiche Webseite geht auch immer mit einer hohen Conversion Rate (Konversionsrate) einher. Denn schließlich…

1 Monat ago

Large Language Models: Open Source oder nicht?

Generative KI-Chats wie ChatGPT, Bard und ähnliche Systeme erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit. Diese sprachbasierten…

11 Monaten ago

Beitrag über Transformer für „Informatik Aktuell“

Für "Informatik Aktuell" habe ich einen Artikel über die Funktionsweise der Transformer verfasst, einschließlich ihrer…

12 Monaten ago

Kobra-Effekt und die versteckten Auswirkungen von Entscheidungen

Menschen haben oft Probleme Folgewirkungen ihrer Entscheidungen in ihrer Komplexität zu erfassen. Sie treffen oft…

1 Jahr ago

Ein Spiegel Online Artikel über Survivorship Bias

Vor Kurzem durfte ich ein wenig Input über Survivorship Bias für den Artikel in Spiegel…

1 Jahr ago

Fake-Influencer auf Instagram anhand der Daten erkennen

Seit einigen Jahren gewinnt Influencer-Markting für Unternehmen immer weiter an Bedeutung. Eine der wichtigsten Plattformen…

1 Jahr ago