Menschen haben oft Probleme Folgewirkungen ihrer Entscheidungen in ihrer Komplexität zu erfassen. Sie treffen oft Entscheidungen, die unbeabsichtigte, aber sehr weitreichende Folgeeffekte haben können. Eines der bekanntesten Beispiele für dieses Phänomen ist der sogenannte Kobra-Effekt.

Während der britischen Herrschaft in Indien im 19. Jahrhundert hatten die Behörden ein Problem mit giftigen Kobras, die in der Stadt Delhi lebten. Um das Problem zu lösen, bot die Regierung eine Belohnung für jede tote Kobra an. Infolgedessen begannen die Einheimischen, Kobras zu fangen und zu töten, um die Belohnung zu erhalten.

Jedoch wurde bald klar, dass viele Einheimische die Kobras in ihren eigenen Gärten züchteten, um die Belohnung zu erhalten. Als die Regierung dieses Problem erkannte, beendete sie die Belohnungen für tote Kobras. Dies führte jedoch zu einem weiteren unerwarteten Ergebnis: Diejenigen, die Kobras gezüchtet hatten, ließen sie nun frei, da sie keine Verwendung mehr für sie hatten. Dadurch entstand eine noch größere Population von giftigen Kobras in der Stadt, was zu einer noch gefährlicheren Situation führte als zuvor.

Dieses Phänomen wird seither insbesondere unter Ökonomen als Kobra-Effekt bezeichnet.

„Der Kobra-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Maßnahmen, die getroffen werden, um ein bestimmtes Problem zu lösen, dieses auch verschärfen können.“

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Sekundärwirkungen

Der Kobra-Effekt ist vom Prinzip eine Variante derjenigen Effekte, die als Scondary Order Effects bekannt sind. Auf Deutsch auch Sekundärwirkungen oder Folgewirkungen. Sie beziehen sich auf die indirekten und oft unerwarteten Auswirkungen einer Handlung oder Entscheidung. Diese Auswirkungen sind nicht sofort erkennbar und können schwer vorherzusagen oder zu antizipieren sein.

Das Konzept der Sekundärwirkungen ist besonders relevant in komplexen Systemen, in denen Ursache-Wirkungs-Beziehungen schwer zu verstehen und vorherzusagen sein können. In solchen Systemen können kleine Veränderungen in einem Bereich Auswirkungen auf das gesamte System haben, was zu Ergebnissen führen kann, die nicht vorhergesehen wurden.

Sekundärwirkungen können positiv oder negativ sein. Viele bekannte Beispiele sind insbesondere aus verschiedenen politischen Entscheidungsprozessen bekannt.

Sekundärwirkungen Beispiele

#Nixklusion: Inklusion an den Regelschulen, die keine ist

Die Idee der Inklusion an den Regelschulen klingt zunächst sehr gut. Sie wurde duch viele Organisationen und Aktivisten jahrelang gefordert. So haben sich die Politikerinnen dazu entschieden diese Idee in der Praxis umzusetzen. Die Schulen wurden verpflichtet inklusiv zu sein. Dies bedeutete vom Prinzip, dass die Kinder statt an Förderschulen an den Regelschulen inkludiert werden sollen.

Im Laufe der Zeit hat sich aber ergeben, dass (um die Inklusionsziele zu erfüllen) viele Schulen Kinder extra als behindert deklariert haben. Als Folgewirkung wurden also nicht wiklich behinderten Kinder inkludiert, sondern die ohnehin regelbeschulten Kinder als „behindert“ diagnostiziert.

Das Thema wurde u.a. von der Sendung „Monitor“ aufgegriffen:“Inklusion an Schulen: Wie Kinder „behindert“ gemacht werden“ (ARD: Monitor).

Ein weiterer Nebeneffekt der Inklusion war, dass viele Landkreise die Föderschulen reduziert haben. Dadurch wurde die Schulwahl für Kinder mit Behinderung deutlich eingeschränkt.

Dirt Bikers

Ein interessantes Beispiel für Secondary Order Effects fand in Kalifonien während Corona Pandemie statt. Um die Social Distancing Richtlinien durchzusetzen, hatten die Behörden in San Clemente einen Skateboarding-Verbot im Skate Park verhängt. Offenbar hielten sich aber Skater an das Verbot nicht und besuchten den Skate Park weiterhin . Das bewegte die Stadt den Skate Park mit Sand zu überschütten. Zwar hielt der Sand die Skater vom Skaten ab, aber an ihrer Stelle erschienen andere Sprotler, die sogenannten „Dirt Bikers“. Nun fuhren im Skate Park die Dirt Bikers ihre Geräte aus: „A California city filled its skate park with sand to deter skateboarders. Then the dirt bikes showed up.“ auf CNN.

Umwelt-Themen

Sehr viele Sekundäreffekte geschehen im Bereich Umwelt. Da unsere Ökosysteme zu den komplexen Systemen gehören, ist es nicht schwer mit unbedachten Entscheidungen das Gleichgewicht zu zerstören und ungünstige Pfadabhängigkeiten auszulösen.

Dies ist zum Beispiel im Jahr 1958 in China geschehen. Mao Zedong erklärte Spatzen zum Feind der Landwirtschaft. Mao glaubte, dass Spatzen die Ernte von Getreide und anderen Nutzpflanzen schädigten und somit die Agrarproduktion China beeinträchtigten. Spatzen wurden zu Schädlingen deklariert. Landesweit wurde dazu aufgerufen sie zu bekämpfen.

„Mao ist überzeugt, dass dieser kleine Vogel den Menschen die Ernte von den Feldern und das Saatgut aus den Scheunen frisst. Also bläst ganz China zur Spatzenjagd.“

Spiegel: „Mit Kanonen auf Spatzen

Die Vernichtung der Spatzenpopulation hatte unerwartete Auswirkungen auf das Ökosystem, insbesondere auf die Insektenpopulation und die Landwirtschaft. Die Insektenplagen und die daraus resultierenden Ernteausfälle waren schlimmer als je zuvor, was zu einer Hungersnot in vielen Teilen Chinas führte.

Nach zwei Jahren erklärte Mao den Kampf gegen Spatzen für beendet.

Zusammenfassung

Insgesamt sind Folgeeffekte ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidungsfindung. Es ist wichtig, sorgfältig zu überlegen, welche Auswirkungen eine Handlung oder Entscheidung haben könnte, bevor sie getroffen wird. Durch die Berücksichtigung der Folgeeffekte können sowohl persönliche als auch politische Entscheidungen besser informiert und auf langfristige Ziele ausgerichtet werden.

Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und auf unvorhergesehene Auswirkungen zu reagieren, wenn sie auftreten.

Vor allem in der politischen Arbeit müssen diese Effekte beachtet werden. Politiker und Politikerinnen fokusieren sich oft zu stark auf ein Thema (z.B. Inklusion) ohne die genauen Folgen ihrer Enscheidungen zu beachten oder ausreichende Mittel für die praktische Umsetzung ihrer Entscheidungen bereitzustellen. Die Folgen können verherrend sein.

Auch im technologischen Bereich können wir bereits solche Folgen absehen. Die neuen Technologien aus dem Bereich Generative KI werden mit Sichreheit nicht nur Vorteile mit sich bringen.