Wie könnte eine Digitalisierungstrategie im kommunalen Bereich ausschauen? Hier lohnt es sich einige Beispiele aus der Praxis kennenzulernen, wie zum Beispiel Boston.

Innovation District Initiative

Die Stadt Boston hat bereits viele Projekte im Bereich Digitalisierung abgeschlossen. Es lohnt sich also hier nachzuschauen, was genau und vor allem wie die Stadt gemacht hat.

Die Digitalisierungsstrategie Bostons geht auf die Initiative „Innovation District“ zurück, die vom damaligen Bürgermeister Thomas M. Menino im Jahr 2010 angestoßen wurde. Thomas Menino ging es dabei darum, einen Ort zu schaffen, wo die neuen digitalen Projekte im technologischen Bereich einen freien Ort zur Enfaltung haben. Die Hoffnung war, dass dadurch in der Stadt neue Jobs und Firmen im Technologiesektor entstehen und Innovation entfalten.

Die Initaitive wurde tatsächlich zum Erfolg. Sie resultierte unter anderem in einer starken wirtschaftlichen Belebung. Es wurden viele start-ups gegründet. Hier kann man über die Initative etwas mehr nachlesen.

Die Erfolge in Verbindung mit dem Innovation District veranlassten die Statdverwaltung weitere innovative Lösungen im Bereich der Digitalisierung zu testen.

Datenplatform für die Stadt

Im Jahr 2014, ermutigt durch die Erfolge mit dem Innovation District, initierte der nächste Bürgermeister die Entstehung einer zentralisierten Datenplatform für die gesamte Stadt.

Dabei wurde sehr strategisch vorgegangen.

Zunächst wurde das Team gegründet, das für die digitale Strategie verantworich sein sollte. Ein Chief Information Officer (CIO) für die Stadt wurde ernannt. Sein Job war (und ist) ein Team, das für die gesamte Digitalisierungsstrategie der Stadt verantworlich ist, zusammenzustellen und zu leiten.

Im zweiten Schritt wurde dann in Zusammenarbeit mit diversen Softwareunternehmen eine zentralisierte Datenplatform erschaffen. Das Ziel dieser Datenplattform ist es langfristig alle Daten an einem Ort zu speichern, so dass alle Behörden auf diese Daten Zugriff haben.

Auf diese Art und Weise können dann die Daten zur Mobilität, öffentlichen Sicherheit von allen Behörden ausgewertet werden. Dies könnte neue Erkenntnisse für Behörden bringen, da die Daten ja beliebig kombinierbar wären.

Wie diese Platform konkret auschaut, kann in Ansätzen auf der offiziellen Webseite angeschaut werden: https://data.boston.gov/.

Ziele und Use Cases für eine kommunale Datenplattform

Straßenverkehr

Eines der erklärten Ziele dieser Digitalisierungsstrategie in Boston ist die Zahl der Unfälle in Straßenverkehr auf ein Minimum zu reduzieren.

Zu diesem Zweck werden Daten aus Kameraüberwachung und Sensoren, die in der Stadt verteilt sind gesammelt und ausgewertet. Die Sensoren speichern Daten zum Verhalten der Menschen im Staraßenverkehr, zum Beispiel welche Wege werden von Fahradfahrern öfter frequentiert usw. Die Daten werden dann anonymisiert an den Speicher überführt.

Soziales und Durchmischung

Ein weiterer Use Case für so eine Plattform könnte das Thema der sozialen Unterstützung für die Bürger sein. Beispielweise kann so eine Platform zeitnah die Daten zu Arbeistlosenzahlen in den jeweiligen Stadtvierteln liefern. Dies könnte Kommunen helfen bei schnell ansteigenden Arbeistlosenzahlen in einem bestimmten Viertel entgegenzuwirken und niederschwelige Hilfe für die Anwohner anbieten.

Längerfristig könnte diese Herangehensweise helfen zu verhindern, dass die Stadteile in einer Stadt sich im sozialen Bereich auseinanderentwickeln und Brennpuktviertel entstehen.

Probleme bei der Umsetzung in Deutschland

Das größte Hindernis für eine zentralisierte Detenplatform in Deutschland wäre in meinen Augen natürlich die Gesetzgebung. Eine zentralisierte Datenspeicherung ist in Deutschland generell umstritten.

Allerdings muss auch klar sein, dass ohne eine solche zentraliserte Datenplattform breite Digitalisierung im kommunalen Bereich nicht möglich sein wird. Zum einen wird nicht möglich sein neue Ansichten aus den vorhandenen Dataten zu gewinnen. Zum anderen müssen KI-Algorythmen, die im Rahmen solcher Datenplattformen zum Einsatz kommen die entsprechenden Daten zur Bearbeitung bekommen. Ohne die entsprechenden Daten werden auch die besten Algorithmen keine brauchbare Ergebnisse liefern.

Ein weiteres Problem wäre in Deutschland die Zusammenarbeit mit den Softwareunternehmen, die die entsprechende Dateninfrastruktur liefern. Solchen Lösungen steht die Öffentlichkeit häufig kritisch gegenüber. Dies bestätigt die Disskussion um die Daten der Bodycams der Polizisten, die in der Amazon Cloud gespeichert werden: „Bodycam-Daten landen auf Amazon-Servern“ (Tagesschau).

Die Speicherung der Daten in einer Cloud ist aber bislang unumgänglich, denn selten verfügen Organisationen über genügend Speicherplatz für solche Datenmengen. Die Cloudanbieter sind aber private Unternehmen. Es ist zudem auch fraglich, ob die Daten gespeichert auf den städtischen Rechnern wirklich soviel besser abgesichert sind.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass ohne Datenspeicherung in der Cloud es schwierig sein wird eine KI-Strategie im kommunalen Bereich langfristig zu implementieren. Dies bezieht sich übrigens auch auf die Unternehmen, die häufig auch noch ohne Cloudlösungen arbeiten. Der Sinn und Zweck der KI Lösungen ist es aber große Datenmengen zu untersuchen und dabei Enpfehlungen für Handlungen auszusprechen. Dazu ist eine große Rechenkapazität nötig.

 

Weitere Quellen für diesen Artikel:

Statescoop: „Boston’s new centralized data platform is the city’s starting point for predictive analytics“

Smartcity.press: „Boston – Tons Of Ideas Transforming Into Smart Reality“